- Offizieller Beitrag
34 Stunden Angst in Schwabing
3000 Menschen wurden evakuiert, Busse und U-Bahn gestoppt, Chaos rund ums Sperrgebiet
München – Die Schwabinger Bombe hält die Stadt seit mehr als 34 Stunden in Atem. BILD dokumentiert die Stunden der Angst.
Montagmittag: Bei Arbeiten an der Baustelle der früheren Kneipe Schwabinger 7 in der Feilitzschstraße entdecken Arbeiter die 250 Kilo schwere US-Fliegerbombe.
VergrößernSprengmeister Michael Weiss, 37 Bombe Bombenfund am 27.08.2012
18.30 Uhr: Die Feuerwehr evakuiert das nahe Umfeld. 800 Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen, am nächsten Tag noch mal über 2000. Geschäfte schließen.
20 Uhr: Die Polizei sperrt die Leopoldstraße. Die U-Bahn hält nicht mehr an der Münchner Freiheit.
20.30 Uhr: „Das ist eine Routineaktion“, sagt Sprengmeister Michael Weiss (37) zu BILD. „Das bekomme ich schon hin.“
21.30 Uhr: Weiss gibt auf. „Das ist mir zu gefährlich. Ich bin doch nicht lebensmüde.“
22.30 Uhr: OB Christian Ude (SPD) informiert sich im Einsatzzentrum, besucht Menschen in der Notunterkunft. Er sagt: „Es bleibt nur die kontrollierte Sprengung.“Mitternacht: Zwei Mini-Bagger heben einen Graben um die Bombe aus. „Die kann sofort hochgehen“, so ein Feuerwehrmann.Dienstagnacht: Ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr holt mit zwei Treckern 36 Kubikmeter Stroh vom heimischen Bauernhof. Mit diesem und Sandsäcken wird später die Bombe umbaut.
8 Uhr: Chaos im Berufsverkehr rund um die Münchner Freiheit.
9 Uhr: Ein Experte aus Oranienburg wird angefordert. Er hat Erfahrung mit der Entschärfung des speziellen Langzeitzünders.
13 Uhr: Sprengmeister Günther Sobieralski (65) trifft ein. „Wir müssen sehr vorsichtig vorgehen, man kann nicht abschätzen, wie die Bombe auf Temperaturveränderungen reagiert.“
13.20 Uhr: Die Polizei lässt über 70 Autos abschleppen.
14.25 Uhr: Die Absperrung wird auf einen Radius von 1000 Metern ausgeweitet. Die Bewohner müssen in ihren Wohnungen bleiben.
Nach Sprengung
München-Schwabing Häuser nach Bomben- Sprengung in Flammen
17.47 Uhr: Schwabing wirkt wie ausgestorben. Auf den Straßen ringsum Stillstand und Chaos. U-Bahnen und Busse werden gestoppt.
19 Uhr: Die Experten starten mit der Entschärfung der Bombe...
20.30 Uhr: Abbruch der Entschärfung, die Sprengung wird vorbereitet. Die Feuerwehr warnt: „Bleiben Sie von den Fenstern weg, schalten Sie Ihre Hörgeräte aus.“
21.54 Uhr: Die Bombe wird gesprengt!
Foto: Markus Hannich
Um 21.54 Uhr jagte er die Bombe hoch
Feuerball über München nach der Zündung durch Sprengmeister Sobieralski
Ein lauter Knall, dann ein großer Feuerball. Die Sprengung der Bombe in der Feilitzschstraße endete gestern um 21.54 Uhr spektakulär. Das Wichtigste aber: Es wird niemand verletzt.Gerade für ältere Schwabinger werden Erinnerungen an den Krieg wach. „Es ist, als ob die ganze Stadt in die Luft fliegt“, so ein Augenzeuge. Der Himmel leuchtet orange. In der Nähe der Sprengstelle brennen vier Dachstühle, zahlreiche Fensterscheiben gehen zu Bruch. Die Feuerwehr rast sofort mit etwa 30 Löschfahrzeugen zu den Bränden.
Vergrößern
Sprengmeister Günther Sobieralski (65)
Die gute Nachricht: Niemand wurde verletzt!
Vor der Sprengung hatte Sprengmeister Günther Sobieralski (65) vergeblich versucht, die Bombe zu entschärfen. Der Experte war aus Oranienburg (Brandenburg) gekommen, um zu helfen. Seit 1991 hat er schon mehr als 100 Bomben mit Langzeitzündern unschädlich gemacht.„Jede Bombe ist eine neue Herausforderung“, so der gelernte Kfz-Mechaniker und frühere Bundeswehr-Soldat. „Jede muss man wie die erste behandeln. Routine ist lebensgefährlich.“ Entsprechend umsichtig nähert er sich auch dem Schwabinger Sprengkörper.
VergrößernVorsichtig bestrahlt ihn der Experte zunächst mit Sand. Versucht dann mit einer Seilkonstruktion aus 150 Metern Entfernung den Zünder zu lösen. Doch um 20.30 Uhr muss er aufgeben.Die Kampfmittelbeseitigung bringt Sprengladungen an der mit Stroh, Matten und Sandsäcken gesicherten Bombe an. Nachdem die Polizei mehrere Schaulustige aus der Sperrzone 2 vertrieben hat, erfolgt um 21.54 Uhr die Zündung. Das Ende des größten Bomben-Alarms in der Geschichte Münchens!
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Quelle : BildDE Nachrichten