- Offizieller Beitrag
Sämtliche Münchner haben sich vor dem Spitzenspiel in Dortmund eine Zurückhaltung auferlegt, die als programmatisch angesehen werden darf. Die Erinnerung an zuletzt drei verlorene Spiele gegen den BVB ist noch frisch. Nur Präsident Uli Hoeneß traut sich etwas offensivere Worte zu und prognostiziert einen 2:0-Sieg seines Klubs.
Uli Hoeneß hat es nicht lassen können. Die psychologische Komponente eines Duells hält er auch im vierten Jahrzehnt als Frontmann der Münchner Fußballfirma für ebenso wichtig wie die taktische Ausrichtung auf dem Rasen, und wenn der Präsident die Konkurrenz mit verbalen Spitzen in Verlegenheit bringen kann, amüsiert und fasziniert ihn sein subtiles Werk gleichermaßen. "Wir sind die bessere Mannschaft", sagte er also vor dem anstehenden Aufeinandertreffen mit Tabellenführer Dortmund und versicherte: "Wir gewinnen 2:0."
Ein gutes Jahr ist das nun her, als sich Hoeneß in Wahrheit wohl nur etwas Mut zusprach: Mit einem Heimsieg über Borussia hätte Bayern damals am 24. Spieltag den Rückstand nur auf unverändert niederschmetternde zehn Punkte reduzieren können, aber nicht einmal das gelang im Frühjahr 2011: Dortmund triumphierte auswärts 3:1, eine Lehrstunde in Sachen Teamsport inklusive.
Jetzt sind die Dortmunder vor dem Spiel, auf das seit Wochen alle warten, wieder vorne, momentan mit drei Zählern. Doch sämtliche Münchner haben sich eine Zurückhaltung auferlegt, die als programmatisch angesehen werden darf.
Nicht ein Jota Angriffslust gönnen sie sich vor der Abreise an diesem Dienstag nach Dortmund, wo Mittwochabend vieles möglich ist: der mutmaßlich entscheidende Schritt zur Dortmunder Titelverteidigung - oder eben der Wechsel an der Tabellenspitze dank der besseren Münchner Tordifferenz.
Am Samstag lösten die Bayern beim 2:1 zwar auch die knifflige Denksportaufgabe gegen den FC Augsburg, dank der nächsten Tore ihres Akkordschützen Mario Gomez. Aber was folgte nach dem neunten Pflichtspielsieg in Serie? Silentium. Kein Gebrüll, keine klitzekleine jener Provokationen, mit denen einst Schalker, Leverkusener und gar Hoffenheimer bedacht wurden.
Darauf dürfen sich die Dortmunder etwas einbilden. Voriges Jahr wurde ihr Coup von den Bayern vielleicht noch als One-Hit-Wonder einer juvenilen Rasselbande angesehen - doch das Wiedersehen im Meisterschaftsfinale 2012 gehen die Münchner für ihre Verhältnisse geradezu demütig an. Zu Saisonbeginn mag Karl-Heinz Rummenigge, damals in Erwartung der Auslosung zur Champions League, noch großspurig angemerkt haben, es gebe "da einen Klub in West-Deutschland, der wahrscheinlich in (Los-)Top vier stattfinden wird" (er meinte nicht Leverkusen).
Quelle : Bayern : Dortmund