Alle paar Jahre schaue ich immer mal wieder in die alten Foren, in denen ich aktiv war, sei es Breadfish für SAMP oder RetroTown für alles rund um Habbo. Deswegen erfreut es mich umso mehr, diesen Thread hier entdeckt zu haben.
Vor über 10 Jahren und bis heute war ich nie wirklich als "produktives" Mitglied in irgendeiner Szene aktiv, eher stiller Mitleser, und habe überwiegend für mich selbst und Freunde an kleinen Projekten gearbeitet. Das heißt, ich habe mal ein Retro nach Tutorial erstellt, ein bisschen mit SQL und PHP experimentiert, Plugins & Mods für Minecraft gebaut, etc. In dieser Zeit habe ich viel im Internet verbracht und etwas Programmieren gelernt. Zugegebenermaßen litten dadurch meine schulischen Leistungen immens: stundenlanges Sitzen am Rechner, Zocken und das Schreiben & Reden mit Internetbekanntschaften.
Wenn ich auf meine Kindheit & Jugend zurückblicke, hatte ich damals oft das Gefühl, dass das, was ich im Internet trieb, Zeitverschwendung war. Ich bin überaus glücklich, dass ich irgendwann den Absprung vom exzessiven Computernutzer geschafft habe, mir einen stabilen sozialen Kreis aufgebaut und meinen Traumberuf gefunden habe.
Während der Oberstufe hatte ich durch meinen Bekanntenkreis die erste Gelegenheit, eine Webseite für einen lokalen Handwerksbetrieb zu bauen. Das war auf Basis von WordPress + Elementor. Nichts Wildes und auch nicht wirklich ansehnlich. Dadurch, dass ich in den Jahren zuvor 100+ WordPress-Instanzen für zum Scheitern verurteilte Fanseiten und ähnliche Projekte gebaut hatte, fiel mir das jedoch recht leicht.
Durch Mund-zu-Mund-Propaganda hatte ich das Glück, an weitere Kundenprojekte zu kommen, rutschte in die Web-Entwicklung und arbeitete teils alleine, teils in kleineren Freelancer-Teams an Projekten unterschiedlicher Größe.
Seit nunmehr über 4 Jahren bin ich hauptberuflich selbstständiger Software-Entwickler und unterstütze meine Kunden hauptsächlich im Bereich der Prozessoptimierung durch die Erstellung von internen Apps.
Was bis heute noch an mir nagt, ist, dass ich keinen Berufsabschluss habe. Die meisten Leute im Freundeskreis haben inzwischen ihren Bachelor, treten nun ins Berufsleben ein oder fangen ihren Master an. Während ich zwar schon gut verdient habe, reichlich berufliche Erfahrung sammeln konnte und mich persönlich durch den Umgang mit Arbeitskollegen und Kunden weiterentwickelt habe, habe ich doch das Gefühl, mich durchs Leben zu mogeln.
Durch die 6 Jahre in der Selbstständigkeit habe ich nun von der IHK die Zulassung zur Externenprüfung für den Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung erhalten und werde diese in einigen Wochen ablegen, in der Hoffnung, endlich meinen Berufsabschluss zu erhalten.
Bis heute im Beruf, und das hört sich jetzt arrogant an, habe ich das Gefühl, vielen meiner Kollegen einen Schritt voraus zu sein. Durch Retros und Co. war ich im sehr jungen Alter mit der gesamten Bandbreite einer Software konfrontiert und wurde zu einem "Jack of all trades". Bis heute hilft mir das in der Kommunikation mit meinen Kunden und in der Prozessoptimierung, da ich einen ganzheitlichen Blick auf die verschiedenen Komponenten und Lebenszyklen einer Software erhalten habe. Auch, weil ich als Kind und Jugendlicher noch so wenig Verantwortung hatte, dass ich mich stundenlang mit den Themen beschäftigen konnte, die mich interessiert haben.
TLDR; Habbo und andere Szenen haben maßgeblich dazu beigetragen, mein Interesse und Wissen in der Informatik aufzubauen. Ich weiß bis heute nicht genau, wie ich an diesen Punkt gelangt bin, aber bin dankbar für die Türen, die mir geöffnet wurden.
Entschuldigt diesen langen Text. Habbo, Minecraft, SAMP und co. sind für mich einfach Nostalgie pur.
Ich wünsche allen die das lesen eine wunderschöne und erfolgreiche Zukunft und hoffe in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren noch mehr Geschichten von euch zu hören.